Der Hundeführerschein, Teil 6

Auszug aus:
Hundeführerschein
Grundwissen Gefahrenvermeidung im Umgang mit Hunden
Bayrische Landestierärztekammer, 2001


 

Familie: Hund und Familie

 

Gut meinen bringt weinen: Selbstverwirklichung

Im Zusammensein mit dem Hund gibt es nicht selten ein Problem: Wir Menschen meinen es einfach zu gut. Wir möchten dem Hund die Freiheit, nach der wir uns insgeheim sehnen, zumindest zeitweilig zubilligen. Das Leben als Hund im Menschenrudel bedeutet aber einen Kompromiss, den der Hund nur dank seiner enormen Lern- und Anpassungsfähigkeit bewerkstelligen kann. Gerade deshalb ist es wichtig, dass sein Leitmensch seine Führungsposition rund um die Uhr für ihn ausübt, so dass der Hund sich auf seinen Menschen – im Haus wie im Freien – verlassen kann.

 

Wie man sich bettet, so lebt man!

Um jeden Zweifel an unserer Rangposition von vorneherein auszuschließen, sollten wir darauf bestehen, dass der Hund nur mit unserer Erlaubnis, z.B. „Hopp“, auf unseren Olymp kommen darf. Bei Hunden ohne Chefallüren ist es nicht schlimm, wenn sie im Bett oder auf der Couch schlafen.

 

Die Familie muss zusammenhalten

Nur wenn alle Familienmitglieder konsequent die gleiche Linie verfolgen wie „am Tisch gibt es nichts für den Hund“, bleibt der Burgfrieden gewahrt.

 

Erläuft mir hinterher wie ein Hund
Hunde, insbesondere Welpen, müssen erst lernen, kurze Zeit alleine zuhause zu bleiben. Es ist normal, dass ein Welpe die ersten Monate nicht länger alleine bleiben kann. Suchen Sie einen Dogsitter, wenn Sie berufstätig sind.

 

Ein Baby kommt …
Bereiten Sie den Hund rechtzeitig vor. Hunde erkennen Babys nicht unbedingt als kleine Menschen. Man sollte dem Hund in Gegenwart des Babys besonders viel Aufmerksamkeit schenken und die beiden nie zusammen alleine lassen.

 

Jedes Kind durchläuft das „Tierquälalter“

Kinder behandeln den Hund im alltäglichen Umgang wie ein anderes Kind. Das bedeutet, sie reden, schmusen mit ihm und umarmen ihn. Aber sie schimpfen auch mit ihm und zwicken ihn. Möchten Sie, dass Ihre Kinder mit einem Hund aufwachsen, raten Experten zum Warten. Und zwar solange, bis das jüngste Kind 7 Jahre alt ist. Kinder unter 7 Jahren sind vom Verstand her noch nicht immer in der Lage, rücksichtsvoll mit einem Tier umzugehen. Sie neigen dazu, Hunde zu drangsalieren und zu ärgern. Daher sollte man sich bei Kindern unter 7 Jahres gut überlegen, ob man sie mit einem Hund schon alleine lassen kann.

 

Spielregeln für Kind mit Hund

  • Um zu vermeiden, dass der Hund am Kind hochspringt, sollte das Kind sich um 180° wegdrehen und ruhig stehen bleiben.
  • Wenn der Hund spielerisch nach der Kleidung oder den Händen des Kindes schnappt, sollte das Kind „Aua“ rufen, sich wegdrehen und ruhig stehen bleiben.
  • Wenn ein Rennspiel zu wild wird, sollte das Kind ruhig stehen bleiben.
  • Wenn ein Kind hinfällt, sollte es ruhig liegen bleiben, das Gesicht zum Boden und mit den Händen den Hals umfassen. So vermeidet man spielerische Verletzungen am Hals und Gesicht.
  • Vorsicht beim Füttern. Kinder stellen sich oft ungeschickt an und provozieren es leicht, dass ein gieriger Hund nach der Hand schnappt, deshalb das Futter auf der offenen flachen Hand anbieten.
  • Wenn der Hund knurrt, sollte das Kind mit dem Spiel sofort aufhören und weggehen.

 

Ein zweiter Hund kommt in die Familie

Zwischen den Hunden eines Haushaltes gibt es mehr oder weniger deutlich eine Rangordnung. Als Mensch muss man diese respektieren, sonst kann man ernsthaft Auseinandersetzungen zwischen den Hunden provozieren.

 

Hund und Briefträger

Wenn Ihr Hund den Briefträger nicht mag, sollte Sie ihn vormittags im Haus lassen. Denn ein Gewöhnungstraining kostet relativ viel Zeit, die der Postbote  nicht immer hat.

 

Hund und Besuch

Sie als Rudelführer entscheiden alleine, wie ein Besucher empfangen wird. Wenn ein Hund knurrend auf Gäste reagiert, sollten Sie fachkundige Hilfe suchen.

 

Bellende Hunde beißen nicht?

Bellen kann eine Warnung sein. Erkennt der Mensch dies nicht, wird er unter Umständen gebissen. Bellfreudige Hunde können gerade in einem Mietshaus zur Last der Nachbarn werden. Man sollte daher möglichst den Anfängen wehren und mit einem Anti-Bell-Programm beginnen.

 

Hund und Hundebesuche

Aus Hundesicht ist der Besuch eines anderen Rudels eine höchst unnatürliche Angelegenheit und birgt daher durchaus das Risiko einer Rauferei. Daher sollte man dies von klein auf üben. Der erste Kontakt mit einem fremden Hund sollte immer auf neutralem Terrain stattfinden.

Wenn ein Hund zu Besuch kommt, sollte man Spielzeug und Futternapf wegräumen sowie den Hunden keine Leckerbissen geben. So vermeidet man Ärger.