Auszug aus:
Hundeführerschein
Grundwissen Gefahrenvermeidung im Umgang mit Hunden
Bayrische Landestierärztekammer, 2001
Rangordnung
Die Bedeutung der Rangordnung
Eine stabile Rangordnung ist in Wolfs- und Hundegruppen wichtig für ein friedliches Zusammenleben. Jedes Gruppenmitglied kennt seinen Platz in dieser Ordnung. Die ranghöchsten Tiere genießen viele Vorrechte, haben aber auch anstrengende Pflichten. Unterordnung hat nichts mit Zwang oder Gewalt zu tun!
Hund oder Mensch – wer hat hier das Sagen?
Hunde kennen keine Demokratie. Daher sind viele Hunde überfordert, wenn sie von ihrem Besitzer wie gleichberechtigte Familienmitglieder behandelt werden. Hunde brauchen klare Regeln im Zusammenleben, damit sie sich wohlfühlen können. Manche Hunde, die ihre Rangposition falsch einschätzten, können gefährlich werden. So kann es zu schweren Bissen kommen, wenn der Hund seine vermeintlichen Privilegien gegen den Menschen verteidigen möchte.
Chefsein ist anstrengend
Eine niedrige Rangposition ist für einen Hund nichts Schlimmes. Die meisten Hunde sind unterordnungsbereit und fühlen sich bei einer souveränen und liebevollen Leitung durch ihre Menschen erst richtig wohl.
So zeigen Sie Ihrem Hund, wer das Sagen hat
Sie müssen weder groß noch stark sein oder laut schreien können, damit Ihr Hund Sie für voll nimmt. Eine hohe Rangposition hat nichts mit Gewalt oder Härte zu tun. Sie haben bei der Hundeerziehung mit „friedlichen“ Mitteln den besten Erfolg.
Regeln zur Rangordnungsbeziehung
- Der Hund sollte nichts bestimmen dürfen. Immer sind Sie, die Menschen, die Aktiven, die entscheiden, was gemacht wird (Streicheln, Gassi gehen, Füttern, Spielen usw.).
- Bevor Sie sich mit dem Hund beschäftigen oder er etwas Schönes tun darf, muss er erst mal einen Befehl befolgen und sich dabei klein machen („Sitz“ oder „Platz“).
- Machen Sie häufiges Gehorsamstraining drinnen und draußen mit dem Hund. Für einen befolgten Befehl wird der Hund immer belohnt.
- Geben Sie Ihrem Hund nichts vom Essen ab. Geben Sie Ihrem Hund Futterbelohnungen nur für einen ausgeführten Befehl und nie „einfach so“ zwischendurch.
- Sie Bestimmen, wann gespielt wird und behalten nach dem Spiel das Spielzeug.
Lassen Sie sich im Spiel nicht von Ihrem Hund beißen oder zwicken. Brechen Sie sofort das Spiel ab. - Wenn Ihr Hund im Weg liegt, muss er aufstehen und Sie durchlassen, wenn Sie es möchten. Bestimmen Sie über den Aufenthaltsort des Hundes. Schicken Sie den Hund beispielsweise öfter einmal auf seinen Platz und loben Sie ihn dafür.
- Der Hund darf erst nach Ihnen durch die Tür oder durch einen Engpass laufen. Bestimmen Sie beim Spaziergang die Richtung und wechseln Sie diese öfters ohne Vorwarnung.
- Bürsten Sie Ihren Hund häufig und üben Sie mit ihm regelmäßig Ins-Maul-Schauen, Pfoten anfassen, den Bauch anschauen usw. Manche Berührungen empfindet ein Hund als dominante Geste, z. B. wenn Sie ihm über die Schnauze greifen oder ihn von oben streicheln. Vorsicht jedoch bei Hunden mit Rangordnungsproblemen oder Angst. Bei diesen sollten Sie diese Manipulationen vermeiden und dringend professionelle Hilfe suchen.
Lesen Sie auch:
Der Hundeführerschein, Teil 1: Der Welpe: Herkunft und Entwicklung
Der Hundeführerschein, Teil 2: Hundekunde – Hund ist nicht gleich Hund