Auszug aus:
Hundeführerschein
Grundwissen Gefahrenvermeidung im Umgang mit Hunden
Bayrische Landestierärztekammer, 2001
Erziehung und Lernen
Denken und Lernen
Hunde verständigen sich untereinander hauptsächlich über die Körpersprache oder über Körpergesten. Mit menschlichen Gesprächen oder wortreichen Erklärungen können sie nichts anfangen. Hunde wissen nicht, was gut oder schlecht ist, aber sie können lernen, was ihnen gut tut oder nicht. Voraussetzung für jedes Lernen ist jedoch, dass die Reaktion auf ihr Verhalten sofort erfolgt.
Auf das richtige „Timing“ kommt es an
Achten Sie auf den richtigen Belohnungszeitpunkt. Am besten ist es, wenn die Belohnung erfolgt, während der Hund die gewünschte Handlung ausführt. Reagieren Sie also möglichst sofort, d.h. innerhalb von einer Sekunde.
Unabsichtliche Belohnung
Achten Sie darauf, wie und wann Sie auf Ihren Hund eingehen, damit Sie nicht ungewollt ein unerwünschtes Verhalten mit Ihrer Aufmerksamkeit belohnen.
Orte und Situationen / Kommandos auflösen
Kommandos genauso wie Wohlverhalten kann ein Hund nur dann lernen, wenn wir ihm dies an unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Situationen zeigen und zausende Male wiederholen. Nicht vergessen, Kommandos muss man auch wieder beenden.
„Zuckerbrot“ oder „Peitsche“
Der Schlüssel zur erfolgreichen Hundeerziehung ist das Prinzip: Belohnung von erwünschtem Verhalten und Ausbleiben der Belohnung (z.B. Ignorieren) bei unerwünschtem Verhalten. Zeigen Sie Ihrem Hund, was Sie von ihm wünschen, statt ihn ständig zu maßregeln. Nur in sehr seltenen Fällen ist eine Bestrafung (in Form einer Unterbrechung) tatsächlich notwendig. Die tiergerechte Hundeerziehung kommt ohne Härte und Gewalt aus.
Strafe kann Angst erzeugen, und Angst verhindert Lernen. Ohne Strafe kommt man bei seinem Hund häufig besser ans Ziel.
Hänschen oder Hans?
Hunde lernen ihr Leben lang. Kein Hund ist zu jung oder zualt dazu. Der „sensiblen Phase“ in der 3. bis etwa 14. Lebenswoche kommt eine besondere Bedeutung zu, da die Erfahrungen in dieser Zeit das spätere Verhalten der Tiere stark beeinflussen.
Schuldbewusstsein und „schlechtes Gewissen“
Wenn Hunde „schuldbewusst“ aussehen, haben sie kein „schlechtes Gewissen“, sondern zeigen lediglich Beschwichtigungs- oder Meideverhalten. Denn sie spüren den Ärger ihrer Besitzer, oder aber sie haben gelernt, in welchen Situationen sie eine Strafe fürchten müssen. Eine Strafe im Nachhinein ist sinnlos und unverantwortlich.
Lesen Sie auch:
Der Hundeführerschein, Teil 1: Der Welpe: Herkunft und Entwicklung
Der Hundeführerschein, Teil 2: Hundekunde – Hund ist nicht gleich Hund